Simone Wilbert: Yoga ist nicht gleich Yoga
Yoga ist wie ein buntes Büffet – es gibt Dinge, von denen man nie genug bekommen kann und Dinge, die man kein zweites Mal probieren würde. Es braucht Abwechslung und muss auf die Bedürfnisse abgestimmt sein.
Ich möchte dich ermutigen, nach der ersten Schnupperstunde nicht zu denken, dass Yoga nichts für dich ist, sondern dir erklären, warum fast jede Stunde anders ist.
Die bekannteste Art ist Hatha Yoga – ich liebe ihn für seine Vielfalt. Von einfachen über komplexe Asanas, gehören Atemtechniken und Meditation dazu. Die Asanas können länger gehalten werden oder in einer Vinyasa Stunde dynamisch ineinander übergehen. Ein erfahrener Lehrer leitet Varianten an, die es jedem ermöglichen, teilnehmen zu können. Es gibt je nach körperlicher Verfassung verschiedene Level.
Wenn du ein sehr aktiver Mensch bist, kann Yin Yoga dein Ausgleich sein. Um sich in die Übungen hinein zu entspannen, werden diese mindestens 3 Minuten lang gehalten. Das kann auch, ohne an seine körperliche Grenze zu gehen, sehr intensiv sein. Yin ist Entschleunigung – und die Herausforderung besteht eher darin, auszuharren.
Ganz anders ist Ashtanga – diese kraftvolle Form besteht aus festgelegten Übungsreihen, bei der die Atmung synchron zu den dynamischen Bewegungen fließt. Es ist eine anspruchsvolle Form, die es dennoch ermöglicht, enorm gut dabei abzuschalten und die eigene Grenze kennenzulernen. Yoga-Neulinge sollten sich nicht davon irritieren lassen, dass die Stunde mit einem Mantra eröffnet wird, sondern den Sinn dahinter erfragen.
Du möchtest dynamisch üben und suchst Spiritualität? Vielleicht fühlst du dich im Kundalini richtig? Hier wird Lebensenergie geweckt, meditiert und gesungen.
Bei Iyengar werden Hilfsmittel wie Gurte, Blöcke und Stühle eingesetzt, um den Körper möglichst präzise auszurichten. So ist es auch Menschen mit körperlichen Einschränkungen möglich, die Asanas korrekt auszuführen.
Eine sehr trendige Form ist Aerial Yoga, die bisher weniger oft angeboten wird. Hierbei hängt man in einem Tuch, das an der Decke befestigt ist. So übt es sich quasi freischwebend und oft fließen Elemente aus Gymnastik oder Ballett ein.
Immer weit verbreiteter hingegen ist Hormonyoga, das auf die Bedürfnisse von Frauen ausgelegt ist, die meist in den Wechseljahren Unterstützung suchen. Prenatales Yoga bereitet Schwangere nicht nur körperlich, sondern auch emotional auf die Geburt vor. Postnatales Yoga wird nach oder während der Rückbildung ausgeübt.
Du merkst also, wie unterschiedlich die Bedürfnisse in den verschiedenen Lebensphasen sind und dass Yoga nur dann wirken kann, wenn man diesen gerecht wird. Meiner Meinung nach, kannst Du als Neuling nichts falsch machen, wenn du mit dem gängigen Hatha Yoga einsteigst und dich dann ausprobierst. Selbst dann gibt es große Unterschiede in der Gestaltung einer Stunde und viel wichtiger als den richtigen Stil zu finden – ist es – den passenden Lehrer zu finden.
Der Begriff Yogalehrer ist nicht geschützt und so darf sich jeder nach einem Wochenend-Crashkurs bereits Yogalehrer nennen.
Zu einer guten Ausbildung gehören unweigerlich Anatomie und Krankheitslehrer. Yoga ist zwar in erster Linie präventiv, allerdings sitzt in der Realität kaum jemand in einem Kurs, der nicht irgendeine persönliche „Baustelle“ mitbringt. Der Yogalehrer deines Vertrauens sollte erkennen, was für dich richtig ist, wie man den Körper bei Krankheitsbildern sinnvoll unterstützt und was man evtl. nicht tun sollte. Wenn dann die Chemie stimmt, kann Yoga wirklich viel bewirken.
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