Die gezielte Radioligandentherapie und ihr Potential
Häufigste Krebsart bei Männern
Mit jährlich über 60.000 neuen Fällen allein in Deutschland ist Prostatakrebs bei Männern die häufigste Krebserkrankung. Eine Diagnose ist für Betroffene zunächst einmal ein großer Schock und mit vielen Ängsten und Sorgen verbunden. Im Vergleich zu anderen Krebsarten wächst Prostatakrebs oft allerdings eher langsam und bei frühzeitiger Erkennung und Behandlung liegt die relative 5-Jahres-Überlebensrate bei circa 93 Prozent, wenn der Krebs noch nicht in andere Körperregionen gestreut hat (Metastasen).
Diagnose, Therapie und neue Ansätze
Das prostataspezifische Antigen (PSA) ist ein Eiweiß, das in den Drüsenzellen der Prostata gebildet wird. Bei gesunden Männern liegt der Wert zwischen 0 und 2,5 Nanogramm pro Milliliter Blut. Bei einem Prostatakarzinom, einem Tumor an der Vorsteherdrüse, weisen Betroffene bis zu zehn Mal höhere Werte auf. Steigt der PSA-Wert nach einer erfolgreichen Krebsbehandlung wieder an, kann dies ein Indikator für einen Rückfall (Rezidiv) sein. Zunächst muss geklärt werden, ob der Krebs wieder in der Prostata zurückgekehrt ist, oder sich Tochtergeschwülste in anderen Körperregionen gebildet haben, da diese unterschiedlich behandelt werden. Gerade bei Prostatakrebs bilden sich solche Metastasen häufig in Leber, Lunge oder den Knochen. Die Möglichkeiten einer Behandlung sind individuell abhängig von Alter, Gesundheitszustand und vorangegangener Therapieform und sollten immer mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin abgesprochen werden. Grundsätzlich kann die Situation zunächst einmal beobachtet werden, wenn das PSA-Rezidiv mehr als 18 Monate nach der OP auftritt und der PSA-Wert nur langsam ansteigt. Momentan wird ein Prostatakarzinom üblicherweise durch eine Operation entfernt. Auch Strahlentherapie und Medikamente werden in der Behandlung eingesetzt. Teilweise werden diese Verfahren auch kombiniert angewandt. In Erprobung sind zudem Teilbehandlungen der Prostata (Fokale Therapien).
Innovative, zielgerichtete Therapieform
Der wohl revolutionärste Ansatz ist jedoch die gezielte Radioligandentherapie, bei der sich radioaktive Atome passgenau an die tumorspezifischen Moleküle binden – ganz egal, wo diese im Körper lokalisiert sind. Da die Strahlung nicht mehr als wenige Millimeter vom Zellkern entfernt wirkt, werden weitgehend nur die Tumorzellen zerstört und gesundes Gewebe bleibt erhalten. Mit dieser Methode können auch Metastasen erreicht und ausgeschaltet werden. Bisher konnten erst für nur wenige Krebsarten die passenden Andockstellen identifiziert werden, weshalb die Radioligandentherapie derzeit noch ausschließlich bei fortgeschrittenem Prostatakrebs erforscht und angewandt wird. Dennoch steckt auch für andere Krebsarten und die Anwendung in früheren Stadien enormes Potential in der neuen Therapie.
Radioliganden auch als Diagnostikum
Ein weiterer Vorteil der Radioligandentherapie ist ihre diagnostische Komponente. Dasselbe tumorspezifische Molekül, welches in der Therapie verwendet wird, kann Tumorzellen für bildgebende Scannersichtbar machen. Der Unterschied zwischen Diagnostikum und Therapeutikum liegt einzig darin, dass die radioaktiven Atome, die bei der Diagnose eingesetzt werden, die Krebszellen nicht abtöten, sondern erkennbar machen. Das ermöglicht es den Ärzten, den Krebs zu sehen – unabhängig davon, wo er sich im Körper ausgebreitet hat.
Was? | Wo? | Wer? | Wann? | |
Prostatakarzinom | ! Häufigste
Krebserkrankung bei Männern ! wächst im Vergleich zu anderen Krebsarten eher langsam wächst |
! An der Vorsteherdrüse ! Metastasen bilden sich meist in Leber, Lunge
und/oder Knochen |
! Jährlich über 60.000 neue Fälle in
Deutschland ! Relative 5-Jahres Überlebensrate liegt bei ca. 93% |
! Über 80% der
betroffenen Männer sind älter als 60 Jahre |
PSA (Prostataspezifi sches Antigen) | ! Eiweiß, das bei hohem Wert auf
Prostatakarzinom hinweisen kann |
! Wird in Drüsenzellen der Prostata gebildet | ! Bei gesunden Männern liegt der Wer zwischen 0 und 2,5ng/ml Blut
! Bei einem Prostatakarzinom teilweise bis zu 10-mal höhere Werte |
! Höhere Werte können ein Indikator für
Prostatakarzinom, Metastasen und Rückfälle (Rezidiv) sein |
Radioliganden
Therapie |
! Zielgerichtete neue
Therapieform, bei der radioaktive Atome passgenau an tumor spezifische Moleküle binden ! Bisher noch nicht außerhalb von Studien angewendet |
! Strahlung ist fast
ausschließlich auf Zellkern begrenzt, weshalb gesundes Gewebe kaum bestrahlt wird |
! Derzeit wird diese
Therapieform nur bei fortgeschrittenem Prostatakrebs erforscht und in Studien angewandt |
! Therapeutikum bei
Prostatakarzinom und Metastasen ! Diagnostikum ! Enormes Potential auch für andere Krebsarten und frühere Stadien |
Quelle:
ABC HEALTHCARE GmbH & Co. KG