In der Praxis habe ich festgestellt, dass immer mehr Menschen unter Rückenschmerzen leiden, wobei der Altersdurchschnitt immer jünger wird.
Aber woran liegt das? Die Ursachen für Rückenbeschwerden sind sehr vielfältig – es gibt aber Auslöser, die sich häufen.
Doch zunächst möchte ich auf die häufigsten Erkrankungen und Beschwerden auflisten:
- Muskuläre Verspannungen im Bereich der Wirbelsäule und des Beckens
- Blockaden in der Wirbelsäule
- Lumbago (Hexenschuss)
- Bandscheibenvorwölbung
- Bandscheibenvorfall
- Wirbelgleiten (meist im unteren Lendenwirbel)
- Verengung im Spinalkanal
- Skoliose
Man unterscheidet zwischen akuten, plötzlich eintretenden Beschwerden und chronischen, also länger andauernden Beschwerden.
Die meisten Schmerzen entstehen plötzlich oder auch schleichend in stressigen Phasen und leider können viele Menschen sehr viel Schmerz ertragen, bevor sie ihm die Aufmerksamkeit schenken, die er benötigt. Schmerz ist immer ein Warnsignal.
„STOP, ich bin am Limit“ – körperlich oder auch mental-emotional.
Demnach kann ich nur empfehlen, achtsam zu sein und eine Schmerzbehandlung nicht zu lange aufzuschieben.
Und das bedeutet nicht, dass man Schmerztabletten nimmt oder sich eine Spritze geben lässt.
Besser sollte man sich fragen:
- Was ist die Ursache für den Schmerz?
Beispielsweise Stress? Druck? Überforderung? Unterforderung? - Was ist die Folge des Schmerzes?
- Wozu zwingt er mich?
Beispielsweise Ruhe? Bewegung? Veränderung? Entscheidungen? - Kann ich etwas verändern, um Linderung erfahre?
Kurzfristig oder langfristig?
Neben der mentalen Ursache gibt es zwei strukturelle Hauptursachen für Schmerzen in dem betroffenen Areal:
Zum einen Verkürzungen und Verspannungen von Muskeln und Faszien und zum anderen Instabilitäten und Schwäche im betroffenen Bereich.
In der Praxis habe ich die Erfahrung gemacht, dass es viel häufiger vorkommt, dass Patienten einen deutlich erhöhten Muskeltonus haben und starke Beeinträchtigungen der Mobilität.
Man kann das sehr gut selbst testen:
Stellen Sie sich mal hüftbreit, dann führen Sie die Händen in Richtung Boden – die Knie bleiben dabei gestreckt.
Versuchen Sie jetzt mit den Fingerspitzen den Boden zu berühren!
Ich habe diese Übung gewählt, da sie viele Patienten kennen und sie schnell durchführbar ist.
Dabei spürt man auch sehr schnell, wie beweglich oder unbeweglich man ist.
Aber was mache ich nun mit dieser Erkenntnis?
Stress, Fehlhaltungen und wenig – bzw. falsche Bewegungen – erhöhen die Muskelspannung, wodurch sich die Muskeln zusammenziehen und Faszien verkleben.
Ich mache es an einem Beispiel verständlich:
Viele Menschen haben sitzende Tätigkeiten, sind häufig in gebückter oder einseitiger Haltung oder stehen auf der Stelle, häufig auch in verdrehter Position.
In dem Foto sieht man den aus meiner Sicht wichtigsten Muskeln bei Beschwerden in der Lendenwirbelsäule:
Unser Hüftbeuger, der Musculus psoas major rechts und links dargestellt (Bild von vorne).
Für das entsprechende Verständnis zeige ich grob den Verlauf auf.
Er entspringt je rechts und links am 12. Brustwirbel – 4. Lendenwirbel, sowie an den Bandscheiben und an den Querfortsätzen des 1. – 5. Lendenwirbels. Also grob gesagt jeweils seitlich an der Wirbelsäule im gesamten Lendenbereich. Dann zieht er auf der Vorderseite des Beckens nach unten und setzt er an der Innenseite des Oberschenkels an.
Wie der Name schon sagt, beugt er die Hüfte hauptsächlich, Das heißt, er zieht das Knie Richtung Bauch. Somit verkürzt er sich zum Beispiel bei ständigem Sitzen, da die Ansätze ständig angenähert sind. Was passiert, wenn man sich jetzt hinstellt? Durch die Verkürzung ziehen die Wirbel und Bandscheiben nach vorne. Wenn beide Muskeln gleichmäßig verkürzen, entsteht ein Hohlkreuz. Bei starkem Zug nach vorne kann dies auch die Ursache für ein Wirbelgleiten sein.
Wenn rechts und links eine unterschiedliche Spannung herrscht, kommt es einseitig zu mehr Zug auf die Wirbel und Bandscheiben. Es entsteht eine Verschiebung der Wirbel und / oder auch der Bandscheiben zu einer Seite, was verschiedene einseitige Beschwerden auslöst, wie Blockierungen, Muskeldysbalancen im Rückenbereich, Bandscheibenproblematiken und Verengungen, aber auch Skoliosen.
Das zeigt:
Ein einziger Muskel kann für viele Beschwerden die Ursache sein.
Somit ist hier die Lösung (wenn die Muskulatur die einzige Ursache wäre):
entspannen Sie die Hüftmuskeln und bringe Sie die Muskeln in die richtige Länge, dann können sich viele Beschwerden auflösen.
Bei Instabilität ist es etwas anders:
Auch hier kommt es häufig zu Muskelverhärtungen, aber vor allem zu Blockierungen. Entspannt man jetzt vorwiegend die Muskulatur, kann sich der Schmerz verstärken. Da die Muskelspannung versucht, die Instabilität auszugleichen. Somit ist hier ein ganz klares Ziel, die geschwächte Muskulatur zu stärken. Viele denken jetzt, dann gehe ich ins Fitnessstudio, doch so einfach ist es nicht. Im Fitnessstudio werden in der Regel nur einzelne Muskeln und Muskelpartien gestärkt. Hier ist eine Anleitung in funktionellem Training sinnvoll. Das heißt Muskelgruppen und vor allem die kleinen Muskeln sollten gekräftigt werden, um eine entsprechende Stabilisation zu erreichen.
Man sieht, die Vorgänge der Schmerzlinderung können sehr gegensätzlich sein, umso wichtiger ist es, die Ursache zu benennen. Zudem benötigt man für beide Methoden ein wenig Zeit und Geduld, da Strukturen sich nicht von jetzt auf gleich wieder regenerieren. Wichtig ist das tägliche Durchführen von qualitativ hochwertigen Übungen.
Zum Schluss gehe ich noch einmal auf Schmerzmittel, Muskelrelax, Spritzen und Operationen ein. Manchmal muss man aus dem Schmerz kurzfristig heraus flüchten, damit man wieder in normale Bewegungsabläufe übergehen kann. Allerdings sind das in der Regel alles Maßnahmen, um den Schmerz auszuschalten / zu betäuben, es behebt jedoch nicht die Ursache. Es kann sogar das Gegenteil eintreten. Der Schmerz, also das natürliche Warnsignal des Körpers, wird unterdrückt und man hat das Gefühl, dass man wieder alles machen kann.
Das „Stopp-Zeichen“ des Körpers wird also übergangen und man stresst das Gewebe weiter, ohne dass man es bemerkt. Damit kann es zu weiteren Überlastungen und Verletzungen der Strukturen kommen und infolgedessen werden die Beschwerden schlimmer. Das heißt, es gibt mehr und stärkere Schmerzmittel. Zum Schluss wird man vielleicht noch operiert. Jedoch beheben auch die meisten OPs nur Symptome, der schmerzende Teil wird entfernt, der Wirbel wird versteift oder Ähnliches. Aber die Ursache, zum Beispiel der verhärtete Muskel zieht immer noch an den genannten Strukturen, somit kann die Folge sein, dass die Areale darüber und darunter beschädigt werden. Das sind dann die Menschen, die mit vielen Bandscheibenvorfällen in die Praxis kommen oder die unter chronischen Beschwerden in mehreren Bereichen des Körpers leiden. Die Empfehlung der Chirurgen ist leider immer weiter zu operieren.
Zusammenfassung:
Oft entstehen Schmerzen in stressigen Situationen.
Wichtig ist es, die emotionale und / oder körperliche Ursache der Beschwerden zu erfassen und zu beheben.
Häufige Ursachen für Rückenbeschwerden sind: viel sitzen, wenig Bewegung, Stress, kaum Ausgleich.
Vorsicht: Schmerzmittel und Co können kurzfristig hilfreich sein, unterdrücken jedoch das Warnsignal des Körpers und es können weitere Strukturen verletzt werden.