Der Gemeine Wacholder, der Baum des Jahres 2002, gehört zur Familie der Zypressengewächse. Er ist vor allem auf der Nordhalbkugel verbreitet und kommt dort in den unterschiedlichsten klimatischen Regionen vor, da er sehr anpassungsfähig ist. Der immergrüne Baum oder Strauch wird bis zu 12 Meter hoch und kann mehrere hundert Jahre alt werden. Die blau-schwarzen Scheinbeeren benötigen drei Jahre von der Blüte bis zur Reife und sind botanisch gesehen keine Beeren, sondern Zapfen. Medizinisch verwendbar sind zwar alle Teile dieser Heilpflanze. Vor allem aber sind es die Beeren, die genutzt werden. Sie schmecken intensiv, bitter-würzig und scharf. Sowohl die europäische als auch die chinesische Medizin ordnen sie wärmend sowie trocknend ein. Die TCM bezeichnet sie als ausgesprochenes Yang-Tonikum. Die stärkende Wirkung auf die Yang-Energie äußert sich an verschiedenen Stellen: in Niere und Blase, die chinesisch gesehen zur Wandlungsphase Wasser gehören. Dort hat zwar die Yin-Kraft die Oberhand, wie auch die ganze Jahreszeit Winter durch das Yin geprägt ist.
Aber wie sich bereits in der längsten Nacht des Jahres das Blatt in Richtung Frühling wendet, braucht es in der Wandlungsphase Wasser auch den Funken Yang. Wenn Niere und Blase zu wenig Yang haben, also zu viel Kälte vorhanden ist, kann es zu kalten Händen und Füßen kommen, zu einer chronischen Blasenentzündung oder zu Inkontinenz. Wacholder kann mit Wärme hier Abhilfe schaffen. Gleiches gilt für einen kalten, unteren Rücken, der häufig mit Schmerzen und Beschwerden einhergeht. Mit seiner Yang-Energie vertreibt der Wacholder Kälte und bringt in Bewegung. Diese belebende Wirkung kann zum Beispiel bei depressiver Verstimmung und Trägheit genutzt werden. Die Kräfte des Wacholders gegen Kälte und Schleim wirken auch in der Lunge und unterstützen die Abwehrkräfte. Laut einem Hausmittel ist das Kauen von ein bis zwei Wacholderbeeren die Abwehr gegen Erkältungen schlechthin. Das Wärme-Prinzip und die Bearbeitung von Feuchtigkeit sind hier laut TEM die positiven Wirkungen der Wacholderbeeren. Dieses Prinzip wirkt auch in Magen und Darm. Nicht zuletzt sind Wacholderbeeren ein hervorragendes Gewürz, um Speisen bekömmlicher und die Verdauung einfacher zu machen.
Seine Stoffwechsel anregende Wirkung macht den Wacholder zusammen mit seinen wärmenden und trocknenden Komponenten zu einem wichtigen Mittel bei rheumatischen Erkrankungen. Äußerlich angewendet wärmt Wacholderöl, entspannt und hilft so gegen Schmerzen. Innerlich kann Wacholder in Form von Tee oder Tinktur eingenommen werden. Gerade für den Bereich von Niere und Blase ist Tee eine geeignete Form, da damit auch eine Durchspülung dieses Bereichs erreicht wird. Eine ganz andere Art der Reinigung bzw. der Stärkung wird dem Räuchern von Wacholderzweigen und –beeren nachgesagt. Im Mittelalter galt diese Methode als sicheres Mittel gegen die Pest. Eine Nierenreizung durch Wacholderbeeren ist nach heutigem Wissenstand eher unwahrscheinlich. Trotzdem sollte die Tagesdosis von 10 getrockneten Beeren nicht überschritten werden. Außerdem sollte eine kurmäßige Anwendung nach vier bis sechs Wochen unterbrochen bzw. beendet werden. In der Schwangerschaft und bei entzündlichen Nierenerkrankungen darf Wacholder nicht genutzt werden. Fragen Sie bei Bedarf Ihren Heilpraktiker.