Kümmel, die Arzneipflanze 2016, ist eine zweijährige Pflanze und wird auch Wiesenkümmel oder Echter Kümmel genannt. Sie stammt aus dem asiatischen bzw. aus dem Mittelmeerraum und ist heute vor allem in den mittleren und nördlichen Regionen Europas sowie Asiens verbreitet. Sie wird etwa einen halben Meter hoch und blüht von Mai bis Juli. Die Kümmelfrüchte können im Jahr darauf geerntet werden. Kümmel war als Gewürz bereits vor rund 5000 Jahren bekannt. Darauf weisen archäologische Funde in ägyptischen Grabkammern und europäischen Pfahlbauten hin. Die Nutzung als Heilpflanze dagegen ist wohl erst seit dem Mittelalter belegt und findet sich etwa bei Hildegard von Bingen.
Von der Kümmelpflanze werden in Küche und Medizin hauptsächlich die Früchte oder Samen verwendet. Sie schmecken leicht süß und sehr aromatisch, was vor allem den ätherischen Ölen zu verdanken ist. Die chinesische Medizin ordnet dem Kümmel als weitere Eigenschaften das Erwärmen und das Trocknen zu. Das große Einsatzgebiet dieser Heilpflanze ist die Wandlungsphase Erde (Mitte), also der gesamte Verdauungskomplex. Nicht von ungefähr wird Kümmel in unserer traditionellen Küche eingesetzt, um Speisen bekömmlicher zu machen und die Verdauung zu erleichtern. Die chinesische Medizin setzt ebenfalls da an: Kümmel unterstützt die Verdauungsorgane in ihrer Arbeit. Die wärmende und trocknende Wirkung des Kümmels hilft bei der Verarbeitung von fettem Essen und lindert bzw. verhindert Blähungen. Letzteres nutzt man gerne bei Säuglingen und Kleinkindern, wenn diese von Bauchkrämpfen und Blähungen geplagt werden. Zum einen kann die stillende Mutter Kümmeltee trinken. Das fördert die Milchbildung und lindert Blähungen beim Kind. Zum anderen hilft das Einmassieren einer Ölmischung, die Kümmelöl enthält. Die wohltuende Wirkung des Öls zusammen mit den streichenden Handbewegungen setzt häufig sehr schnell ein und ist durchaus auch etwas für Erwachsene.
Beim sogenannten Römheld-Syndrom beispielsweise wird durch Verdauungsgase der Darm nach oben gedrückt und engt das Herz ein. Kümmel ist hier ein hervorragender Helfer, weil er zum einen die Blähungen löst und die Enge weitet. Zum anderen wirkt Kümmel auch direkt auf das Herz. Er kräftigt es und befreit den Geist, der laut chinesischer Medizin im Herzen seinen Sitz hat. Befreiung meint hier auch das Lösen und Trocknen von zuviel Feuchtigkeit, die sich nicht nur in Darm und Lunge ansammeln kann, sondern auch im Herzen. Dort kann zuviel Feuchtigkeit oder Schleim die Sinne vernebeln, im schlimmsten Fall sogar einen Schlaganfall auslösen. Von daher verbindet sich die chinesischen Medizin mit einer deutschen Volksweisheit, wonach regelmäßiger Kümmelgenuss vor Schlaganfall bewahren soll.
Wer Kümmel selbst sammelt, sollte sich gut auskennen. Der Kümmel gehört zur Familie der Doldengewächse, die in ihren Reihen neben Anis, Fenchel und Koriander auch giftige Vertreter wie den gefleckten Schierling haben. Verwendet werden die getrockneten Samen. Am einfachsten ist die Beigabe zum Essen ganz oder in gemahlener Form. Wenn Kümmel vor der Verwendung trocken angeröstet wird, entfaltet sich sein Geschmack besonders intensiv. Zur therapeutischen Nutzung wird Tee oder Tinktur aus Kümmel zubereitet und getrunken. Das Kümmelöl kann auch eingenommen werden, am besten auf einem Stück Brot oder etwas Zucker. Das Öl kann – wie oben beschrieben – auch äußerlich angewendet werden. Wie bei fast allen ätherischen Ölen sollte man es aber nicht pur auf die Haut auftragen, sondern einem Trägeröl etwa Mandel- oder Olivenöl beimischen. Wie bei jedem Heilkraut gilt: Fragen Sie bitte Ihren Heilpraktiker oder Apotheker, ob eine Therapie mit Kümmel für Sie das Richtige ist und in welcher Form sie erfolgen kann, damit sie erfolgreich ist und ohne Risiken bleibt.