Die Wechseljahre – ein Zeitraum der Umstellung auf etwas Neues, mehr oder weniger spürbare Veränderungen, die auf ein neues Kapitel hinführen: die Menopause bei der Frau, die Andropause beim Mann. Laut Lehre der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) wird in dieser Zeit die Essenz weniger, die geerbte Konstitution und Lebenskraft, die in der Niere gespeichert wird. Mit ihr nehmen auch das Nieren-Yin (Substanz und Ruhe) und das Nieren-Yang (Energie und Bewegung) ab. In welchem Maß die Essenz bzw. Nieren-Yin/Nieren-Yang weniger werden, hängt außer vom Alter auch vom des bis dato gelebten Lebens ab. Mit welchen Voraussetzungen man/frau in die Wechseljahre startet, ist also ganz individuell. Und genauso individuell sind dann die eventuell auftretenden Beschwerden.
Wenn die TCM von „Niere“ oder anderen Organbezeichnungen wie „Herz“ und „Leber“, meint sie nicht nur das anatomische Organ, sondern ein ganzes Organsystem bzw. einen sogenannten Funktionskreis, der neben der Funktion innerhalb des zugehörigen Elements (Wasser bei der Niere) auch die Beziehungen zu den anderen Organsystemen sowie zu den Sinnesorganen und zu den Emotionen beschreibt.
Man könnte sagen, dass alle Erkrankungen auf einem Ungleichgewicht von Yin und Yang basieren. Deshalb strebt die TCM immer danach, das Gleichgewicht und ein harmonisches Miteinander von Yin und Yang herzustellen. Bei Beschwerden, die mit den Wechseljahren zu tun haben, ist das ganz genauso. Hauptsächlich verortet die TCM die Wechseljahresbeschwerden im Funktionskreis Niere, der zum Element (Wandlungsphase) Wasser gehört. Aber auch die Funktionskreise Leber, Herz und Milz können davon betroffen sein.
Um beurteilen zu können, welche Maßnahmen sinnvoll sind, um das Gleichgewicht wieder herstellen zu können, ist neben der Zuordnung zum betroffenen Funktionskreis die Unterscheidung wichtig, ob ein Mangelzustand oder ein Füllezustand vorliegt. Wenn Yin und Yang mit dem Älterwerden abnehmen, dann liegt die Vermutung nahe, dass es zu Mangelsymptomen kommt. Beim Yin-Mangel beispielsweise haben wir es oft mit den bekannten Hitzewallungen, mit Schweißausbrüchen und mit Trockenheit (Schleimhäute, weniger Blutungen) zu tun. Im Zusammenspiel mit dem Funktionskreis Leber kommen noch unregelmäßiger werdende Menstruation, trockene Augen und Sehstörungen dazu. Wenn der Funktionskreis Herz beteiligt ist, sehen wir Schlafstörungen, innere Unruhe und Schwindel. Beim Yang-Mangel ist oft die Milz mit betroffen. Wegen der fehlenden „Befeuerung“ leidet die Verdauung und es gibt Feuchtigkeitsansammlungen und Gewichtszunahme.
Wenn wir von einem Fülle-Zustand bei den Wechseljahresbeschwerden sprechen, dann dürfte der Funktionskreis Leber mit beteiligt sein. Die Leber sorgt normalerweise für den freien Qi-Fluss und speichert das Blut. Fülle meint, dass das (Leber-)Qi stagniert, wenn zum Beispiel Gefühle unterdrückt werden und wenn Stress überhandnimmt. Die Folge davon können Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen und unregelmäßige Blutungen sein.
Was rät die TCM, um Beschwerden in den Wechseljahren vorzubeugen bzw. zu lindern?
Neben einer professionellen therapeutischen Begleitung eignet sich die TCM auch sehr gut, um selbst vorbeugende Maßnahmen vorzunehmen oder Beschwerden, die vielleicht nur geringfügig vorhanden sind, anzugehen. Ziel sollte sein, für eine ausgewogene Balance von Yin und Yang sowie für eine Unterstützung der involvierten Funktionskreise zu sorgen.
- Um das Yin aufzubauen, sind erholsamer Schlaf und ausreichende Ruhephasen tagsüber wichtig. Qigong, Atemübungen und Meditation sind dafür ebenfalls geeignet, die Yin-Seite zu unterstützen.
- Für das Yang ist Bewegung hilfreich, vor allem wenn sie regelmäßig stattfindet und der eigenen Situation entspricht (das kann beispielsweise zügiges Spazierengehen sein, täglich für 30-60 Minuten). Bewegung unterstützt außerdem die Leber in ihrer Aufgabe, das Qi frei fließen zu lassen.
- Eine maßvolle und gute Ernährung hilft der Milz, ihre Verdauungstätigkeit zu erfüllen. Wenig Rohkost und viel Gekochtes für Yang und Qi; Saftiges und „Suppiges“ für Yin. Kraftsuppen, Nüsse und Hülsenfrüchte stärken das Yin bzw. die Essenz. Reichlich Kräuter und Gewürze sind willkommene Unterstützer!
Gerste, Reis und Hirse helfen bei zuviel Hitze, aber auch bei zuviel Feuchtigkeit (z.B. in Form von einer Gewichtszunahme). - Ebenfalls gut für die Milz (aber nicht nur für sie) ist eine Bauchmassage: die Handflächen kreisförmig um den Nabel (im Uhrzeigersinn) streichen, langsame Bewegungen mit soviel Druck wie es angenehm ist. Gerne auch mit einem duftenden Öl und so lange, wie es gerade passt.
Gerade die Massage – die TCM hat mit der Tuina eine tolle therapeutische Massageform entwickelt – bietet gute Möglichkeiten, sich selbst etwas Gutes zu tun. Wer mehr über geeignete Grifftechniken und Akupressurpunkte wissen will, die man in die Massage einbaut, kann sich gerne bei mir melden. Das gilt natürlich auch für eine Zusammenstellung diverser therapeutischer Möglichkeiten, die ganz individuell auf die jeweils eigene Situation abgestimmt sind.