Bei dem Ausdruck “Geld-Krankheit” (was natürlich nichts mit Geld bei Krankheit oder Krankengeld zu tun hat) mögen viele zunächst an Gestalten wie Herr Harpagon bei Molière (1668) und Ebenezer Scrooge bei Charles Dickens (1843), oder auch Onkel Dagobert bei Walt Disney denken, die krankhaft erscheinenden Formen von Geiz anschaulich verkörpern. Unter dem Einfluss von Thomas von Aquin wird die Habgier (Avaritia) seit dem Mittelalter von der katholischen Kirche mit Superbia (Hochmut, Stolz,...
Was das Geld mit der Psyche zu tun hat (Teil 2)
10. Juni 2022 | Psychologie
Niccolò Machiavelli rät dem Fürsten auf zwei Dinge zu achten, wenn er eine Stadt erobert hat und seinen Einfluss dort behalten will. Diese sind zum einen, dass die Frauen und Töchter der Bürger nicht belästigt werden und zum anderen, dass das Vermögen und die Besitztümer der Bürger nicht belangt werden. Dies belegt die zentrale Rolle, die das Geld im Leben der Menschen spielt, aber eine genauere Analyse zeigt uns auch, das dieses Geld an und für sich keinen Eigenwert hat, sondern...
Was das Geld mit der Psyche zu tun hat (Teil 3)
10. Juni 2022 | Psychologie
Wie wir gesehen haben war die Einführung von Geld im Laufe der Jahrtausende eine beachtliche Leistung und Herausforderung für unsere kognitiven und intellektuellen Fähigkeiten. Dies will jedoch nicht heißen, das wir den Umgang mit Geld auch immer auf allen Ebenen unseres Gehirns meistern. Daniel Kahneman (geb. 1934), ein israelischer Psychologe, der 2002 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt, hat in seinem Bestseller “Thinking, Fast and Slow”, erschienen 2011, eingehend und...
Was das Geld mit der Psyche zu tun hat (Teil 4)
10. Juni 2022 | Psychologie
In der kaiserlichen Pfalz zu Beginn des zweiten Teils seines großen Theaterstücks „Faust“, lässt Goethe Mephistofeles, den Teufel, der hier als der neue Narr des Kaisers fungiert, die Geldsorgen des Hofes kurzerhand dadurch lösen, dass er Geld schöpft, indem er alle ungehobenen Bodenschätze und Schatzfunde dem Kaiser zuspricht und damit die Deckung des Papiergelds begründet. Bei diesem Karnevalsscherz wird verdeutlicht, wie das neue Papiergeld auf der Basis von immateriellen Werten und...
Was das Geld mit der Psyche zu tun hat (Teil 5)
10. Juni 2022 | Psychologie
Wir haben bereits angesprochen, dass der Umgang mit Geld nicht immer rational erfolgt. Dies hängt zum einen mit der hohen mathematisch-kognitiven Kompetenz zusammen, die hierfür erforderlich ist, uns aber nicht immer zur Verfügung steht (wie z.B. bei dem System 1 von Daniel Kahneman oder im Autopilot-Modus wie ihn Jon Kabat-Zinn beschrieben hat), zum anderen mit den Erfahrungen, die wir bereits seit unserer frühen Kindheit in Bezug auf den Umgang mit Geld gemacht haben. Diese formen...
Dieter Jeromin: Über die Notbremse in unserem Kopf (Teil 1)
14. April 2022 | Psychologie
Wir alle sind mit der Notbremse vertraut, die in Schienenfahrzeugen und Aufzugsanlagen zu sehen ist. Es ist eine Vorrichtung mit einem oft warnend rotfarbigen Griff, der eine sofortigen Bremsung auslöst. Diese kann bei Gefahren Menschenleben retten, aber ihr Gebrauch ist nicht ohne Folgen. Die abrupte Abbremsung führt schnell zur Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer sowie zu einer Störung des gesamten Betriebs. Ein unsachgemäßer Gebrauch ist in Deutschland ein Vergehen gemäß § 145 StGB...
Dieter Jeromin: Über die Notbremse in unserem Kopf (Teil 2)
14. April 2022 | Psychologie
Die positiven Auswirkungen dieser Hirnfunktion wurde bereits durch die Forschungsarbeiten des amerikanischen Psychobiologen Curt Paul Richter (1894 – 1988) belegt, der unter anderem auch den Hypothalamus mit dem suprachiasmatischen Kern als "biologischen Schrittmacher" für den zirkadianen Rhythmus identifiziert hat. Er hat 1957 aufgezeigt, dass Mäuse, die er in Situationen der Hoffnungslosigkeit gebracht hat, in denen keine Kampf- oder Fluchtreaktion mehr möglich war, regelmäßig an...
Anhaltende Spuren einer Notbremsung im Kopf von Kindern
21. Januar 2022 | Psychologie
Im Kindesalter sind wir viel anfälliger für traumatische Situationen und Ereignisse als Erwachsene. Unsere Weltanschauung ist noch nicht geformt und von keiner großen Hilfe, wenn “unerhörte Ereignisse” zu verarbeiten sind. Wir sind verletzlich und fühlen uns schnell hilflos und überwältigt und haben keinen inneren Referenzrahmen, der uns Halt geben könnte. Der Überlebensmechanismus der Dissoziation (“Notbremsung”) funktioniert auch hier bereits ähnlich wie bei Erwachsenen, aber der...
Dieter Jeromin: Storytelling und Psyche – Neurophysiologie (Teil 1)
15. November 2020 | Psychologie
Um zu verstehen, was bei Storytelling wohl in unserem Gehirn vor sich geht, schauen wir am besten auf die Global Workspace Theory (GWT), wie sie in der Zeit von 1988 bis 2002 von Bernard Baars (geb. 1946) definiert wurde. Sie liefert uns ein passendes Erklärungsmodel für die kognitive Architektur und den Aufbau des Bewusstseins. Sie basiert auf dem von dem britischen Psychologen Alan Baddeley (geb. 1934) zusammen mit Graham Hitch entwickelten Konzept des Working Memory (WM), einem...
Dieter Jeromin: Storytelling und Psyche – Bedeutung (Teil 2)-
15. November 2020 | Psychologie
Wie wir gesehen haben, erscheinen beim Storytelling explizite Inhalte im Scheinwerferlicht der selektiven Aufmerksamkeit, während implizite Inhalte in der Schattenzone darum herum kaum bemerkt und ungeprüft über die Bühne laufen, aber dennoch ihr Gewicht haben. Es wird hier auch oft von unterschwelliger Beeinflussung oder Suggestion gesprochen. Eine bedeutende Variante von Storytelling sind dabei z.B. die Produktpräsentationen von Steve Jobs (1955 – 2011), dem Begründer von Apple...