Menschen mit Demenz leiden unter dem Verlust ihrer kognitiven Fähigkeiten und haben häufig mit Unruhe, Ängsten oder Traurigkeit zu kämpfen.
In vielen Pflegeeinrichtungen hat sich die Anwendung von 100% naturreinen ätherischen Ölen – die sogenannte Aromapflege – aufgrund der guten Erfahrungen längst als wichtiger Baustein für eine ganzheitliche und wertschätzende Pflege etabliert. Gerade in der Alltagsgestaltung von demenziell erkrankten Menschen können aromapflegerische Maßnahmen einen äußerst positiven Einfluss nehmen. Ätherische Öle erreichen die Sinne, wecken Erinnerungen und Emotionen. Zitrusöle können stimmungsaufhellend wirken, Düfte wie Rose oder Kamille sorgen für Harmonie, während die holzig-erdigen Duftnoten ein Gefühl von Schutz und Sicherheit spenden. Wenn jemand früher gerne im Garten gearbeitet hat, kann das Riechen von blumigen Düften wie Rose oder Lavendel die Sinne erreichen und die „Schublade“ mit der vielleicht längst vergessenen schönen Erinnerung aufschließen.
Ätherische Öle sind hochwirksame Pflanzeninhaltsstoffe, die durch Verfahren wie Wasserdampfdestillation oder Kaltpressung gewonnen werden. Wenn wir ätherische Öle riechen, gelangen die Duftmoleküle über die Sinneszellen unserer Nase in das limbische System des Gehirns. Hier werden unsere Instinkte gesteuert, unser Gefühlsempfinden auf die Umwelt reguliert sowie Botenstoffe wie Serotonin oder Endorphine produziert. All dies wirkt sich auf unser Befinden aus. Riechen wir einen vertrauten Duft, der mit einer angenehmen Erinnerung verknüpft ist, wirkt sich das positiv auf unseren gesamten Organismus aus: Wir fühlen uns gut. Ätherische Öle tragen also nachweislich zum physischen und psychischen Wohlbefinden bei.
Wichtig ist, zu wissen, dass auch durchaus unangenehme Gefühle und Erinnerungen zum Vorschein kommen können! Eine gute Biographiearbeit ist daher Voraussetzung, um überhaupt zu erfahren, welche Düfte der Mensch früher gerne gemocht hat. Idealerweise lässt sich dann das passende ätherische Öl auswählen. Beim Einkauf sollte darauf geachtet werden, dass Öle von renommierten Herstellern wie der Firma Primavera stammen. Eine gute Qualität ist nämlich die wichtigste Voraussetzung für den verantwortungsvollen Einsatz von ätherischen Ölen. Die Bezeichnung „100% naturrein“ auf dem Etikett des Produkts ist beispielsweise sehr wichtig.
Zur Duftaktivierung gibt man ein Tröpfchen (auf keinen Fall mehr!) auf ein Stück Stoff oder Filz und bietet es dem Menschen zum Riechen an. Nun gilt es gut zu beobachten, wie er darauf reagiert. Was sagt er? Wie ist seine Mimik, seine Gestik? Meist lässt sich relativ schnell erkennen, ob der Duft als angenehm oder unangenehm empfunden wird. Bei Nichtgefallen kann der Dufttupfer einfach entsorgt und der Raum kurz gelüftet werden.
Um mit allen Sinnen zu arbeiten, empfiehlt es sich, beispielsweise ein passendes Foto zum Duft zu zeigen. Vielleicht gibt es sogar etwas zum Anfassen, was dazu passt, wie einen Tannenzapfen zum waldigen Duft oder eine Zitrone zum Zitronenduft. Das Hören oder Singen von vertrauter, passender Musik kann eine optimale Ergänzung sein. Wie spannend, zu beobachten, wie der Betroffene auf diese Aktivierung reagiert und was er vielleicht plötzlich zu erzählen hat.
Eine Buchempfehlung zum Thema:
„Karten-Set mit Duftaktivierungen für die Pflege- und Betreuungspraxis“ von Claudia Halverscheid
Titelfoto:
Carolin Totten / Canva