Wie reagiere ich auf Herausforderungen, auf Stress – „guten und schlechten“, auf gesundmachende und auf krankmachende Faktoren?
Wie schnell kann ich mich nach Anstrengungen jedweder Art erholen?
Diese Fragen und die individuellen Antworten darauf gehören zum Komplex der Resilienz. Dieser Begriff, den man mit Anpassungsfähigkeit übersetzen kann, ist weniger eine statische Eigenschaft, sondern vielmehr ein Prozess des fortlaufenden Auseinandersetzens mit der Umgebung/Umwelt.
Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) kennt den Begriff Resilienz nicht, aber hat etwas, was unserem Verständnis von Resilienz ziemlich nahe kommt: „Wei Qi“. Wei Qi lässt sich mit Abwehr-Energie übersetzen könnte und meint zumindest teilweise das, was wir unter Immunsystem verstehen. Neben einer reinen körperlichen Reaktion ist das Wei Qi auch Ausdruck der geistigen und seelischen Widerstandsfähigkeit, gemäß der TCM-Überzeugung, dass Körper, Geist und Seele eine Einheit bilden. Laut TCM sind besonders die Organfunktionskreise Lunge und Dickdarm für das Wei Qi verantwortlich. Zusammen mit unserer Haut (nach TCM gehört die Haut zum Funktionskreis Lunge dazu) haben Lunge und Dickdarm einen direkten Kontakt zur Außenwelt und damit zu potenziellen „Gefahren“. Es liegt nahe, dass deshalb gerade Lunge und Dickdarm eine große Rolle spielen, wenn es um den Zustand des Wei Qi geht.
Kann man das Wei Qi stärken oder sogar vermehren?
Die TCM sagt: Ja. Neben den Schwerpunkten Lunge und Dickdarm, gibt es zwei Bereiche zu beachten.
- Ich weiß um meine Ressourcen und Grenzen.
Wir haben von unseren Eltern ein gewisses Maß an Energie geerbt, unsere Konstitution und grundlegende Vitalität. Laut TCM kann man sich aus diesem „Päckchen“ zwar jederzeit bedienen, man kann es aber nicht mehr auffüllen. Der Zustand dieser vererbten Vitalität zeigt zu einem gewissen Teil, wie es um unser Wei Qi bzw. unsere Resilienz steht
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Die TCM folgert aus diesem Zusammenhang, dass meine Lebensweise sich an den vorgegebenen Gegebenheiten orientiert. In der Geschichte der TCM gab es immer Ratschläge für alle Lebensbereiche, um nicht zu viel Energie, zu viel Qi verbrauchen zu müssen.
- Ich kann jeden Tag aufs Neue Energie „produzieren“.
Die TCM postuliert, dass jede und jeder Energie, also Qi (und damit auch Wei Qi), selbst herstellen kann. Ein großer Teil davon kommt über die Ernährung, andere Teile über die Atmung, Bewegung, Lebensweise, etc. Von all diesen Bereichen hängt es ab, wie viel Qi ich jeden Tag zu Verfügung habe.
Die TCM-Formel für eine Stärkung des Wei Qi bzw. der Resilienz:
Typgerecht mit wohldosierten Herausforderungen!
- Typgerecht:
Es soll für Dich passen, für Deine Lebenssituation, für Deine Bedürfnisse! Woraus schöpfst Du Kraft? Wo kommst Du zu Atem? Was bringt Dich außer Atem? Kannst Du an Deinen „Schwachstellen“ arbeiten? - Wohldosiert:
„Viel hilft viel“ stimmt auch hier nicht; das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht (afrikanisches Sprichwort). Kleine Schritte, die Du durchhalten kannst, bewirken oft mehr als die eine große Maßnahme, die Dich überfordert und die Du nicht umsetzen kannst. - Herausforderungen:
unser Selbst braucht immer wieder neue (wohldosierte!) Reize/Veränderungen als Training – und das auf allen Ebenen: Meditation, Atemübungen, Bewegung, etwas Neues in der Ernährung ausprobieren (z.B. warmes Frühstück, mehr Bitterstoffe, …), kreativ werden, …
Neugierig geworden?
Die TCM hält einiges an Vorschlägen bereit, um das Wei Qi bzw. die Resilienz zu stärken.