Zimt hat Hochkonjunktur – gerade jetzt in der Zeit vor Weihnachten, in der kalten Jahreszeit ist es in Gebäck, als Duft und Dekoration überall zu finden. Es ist ein altes Gewürz, das wohl schon vor unserer Zeitrechnung im asiatischen Raum genutzt wurde. Man unterscheidet heute vor allem zwei Arten: den so genannten Echten Zimt oder Ceylon-Zimt (Cinnamomum verum), der ursprünglich tatsächlich von Sri Lanka stammt, heute aber in vielen tropischen Ländern angebaut wird. Die zweite Art ist der Cassiazimt (Cinnamomum cassiae), auch Zimtkassie genannt. Diese Art kommt ursprünglich aus China. Während beim Ceylon-Zimt eine dünne der mittleren Rindenschichten für die typischen Zimtstangen genutzt wird, ist es beim Cassiazimt die Borke selbst.
In der chinesischen Medizin wird Zimt als warmes, ja sogar als heißes Gewürz qualifiziert. Er schmeckt scharf, bitter und süß. Dabei wird zwischen der Zimtrinde, wie sie bei uns als Gewürz üblich ist, und den Zimtzweigen unterschieden. Die Rinde, die heißer als die Zweige wirkt, ist für das Innere zuständig. Die Niere steht für das Innere, das Yin. Gleichzeitig findet in ihr aber auch der Übergang zum Yang statt. Dieser erste Funke Yang, das Nieren-Feuer, ist wichtig für den gesamten Yang-Bereich des Organismus. Zimtrinde stärkt dieses Yang. Sie wärmt, nützt gegen kalte Hände und Füße, gegen Kälte im Kreuz und im Unterbauch. Zimtrinde hilft gegen Menstruationsschmerzen, die durch Kälte entstanden sind. Die Wärme des Zimts unterstützt auch die Wandlungsphase Erde in ihrer Verdauungsfunktion. Zimt senkt nachweislich den Blutzuckerspiegel und die Blutfettwerte. Ein Insulin-Ersatz ist Zimt allerdings nicht.
Die Zimtzweige haben gegenüber der Rinde eine eher oberflächliche Wirkung. Sie werden eingesetzt, um Kälte aus den Muskeln, Gelenken und der Haut auszuleiten. Hierunter fallen einige Krankheiten, die bei uns unter den Begriff Rheuma fallen. Aber auch die klassischen Erkältungen können mit Zimt gelindert werden, wenn sie tatsächlich aus Kälte entstanden sind. Die Wärme der Zweige unterstützt darüber hinaus das Qi in der Brust: sie löst Brustenge, lässt die Lunge sich frei bewegen und das Herz frei schlagen.
Noch ein Hinweis zu der Diskussion der letzten Jahre, die Zimt etwas in Verruf gebracht haben:Die Zimtkassie, die um einiges billiger ist als Ceylon-Zimt, wird aus Kostengründen gerne mit dem Echten Zimt gemischt oder sogar als Ersatz gebraucht. Das gilt sowohl für das pure Gewürz als auch für Lebensmittel, die Zimt enthalten. Der Cassiazimt hat einen um einiges höheren Cumarin-Gehalt als Ceylon-Zimt. Cumarin, ein Aromastoff, der dem Waldmeister und Heu seinen typischen Geruch verleiht, kann in hoher Dosierung Kopfschmerzen, Erbrechen und Schwindel verursachen. Außerdem steht Cumarin im Verdacht, Leberschädigungen hervorzurufen und krebsfördernd zu sein. Gleiches gilt – zumindest im Tierversuch – aber auch für den Stoff Eugenol, der im Echten Zimt zu einem hohen Anteil vorkommt, im Cassiazimt dagegen kaum.
Sowohl Cumarin als auch Eugenol sind auch in anderen Kräutern und Gewürzen vorhanden, z.B. in Basilikum, Muskat. Sie haben durchaus ihre positiven Wirkungen, weswegen diese Gewürze auch in der Küche und in der Medizin eingesetzt werden. Es ist sinnvoll und gut, bei der Auswahl und dem Genuss von Zimt als Gewürz oder von Lebensmitteln, die Zimt enthalten, vorsichtig zu sein und maßvoll zu dosieren. Denn wie schon Paracelsus im 16. Jahrhundert richtig sagte: Die Dosis macht das Gift.
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