In Alternative zur der weit verbreiteten Methode der radikalen Prostatektomie, also der vollständigen chirurgischen Entfernung der Prostata bei einer Krebserkrankung, kamen in den letzten Jahren immer mehr schonende und lokal wirkende Verfahren hinzu. Diese fokalen Therapien erfuhren unlängst durch die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. eine deutliche Aufwertung. Die Heidelberger Klinik für Prostata-Therapie, seit Jahren in Deutschland Vorreiter auf diesem Gebiet, sieht sich in ihrer Arbeit mehr als bestätigt.
Fast jeder zweite Mann über 50 leidet unter Prostata-Beschwerden. Oft sind es harmlose Prostatavergrößerungen, die man leicht und mit schonenden Verfahren wie dem Greenlightlaser oder dem Evolvelaser behandeln kann. Bei Prostatakrebs stellt sich der Sachverhalt schon komplexer dar. Er ist mit jährlich rund 60.000 Neuerkrankungen in Deutschland mit Abstand die häufigste bösartige Tumorerkrankung bei Männern.
Doch es gibt sehr unterschiedliche Formen von Tumoren, die sich nach ihrer Aggressivität und Verbreitung bzw. Lokalisation unterscheiden. In Alternative zur der weit verbreiteten Methode der radikalen Prostatektomie, also der vollständigen chirurgischen Entfernung der Prostata, kamen in den letzten Jahren immer mehr schonende und lokal wirkende Verfahren hinzu. Diese tragen dem Umstand Rechnung, dass kleine und gut lokalisierbare Tumore auch lokal effektiv behandelbar sind. Fokale Therapien erfuhren unlängst durch die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. eine deutliche Aufwertung.
Diese urologische Fachgesellschaft aktualisiert regelmäßig ihre sogenannte ‚S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom‘. Kürzlich wurde nun die Version 6 im Rahmen des Leitlinienprogramms Onkologie veröffentlicht. Grundlegende Änderungen und Neuerungen gab es in insgesamt vier Kapiteln, darunter in dem Bereich fokale Therapien, die erstmals in den Urologie-Leitlinien ausführlich behandelt und ihre Einsatzmöglichkeiten und Therapieempfehlungen formuliert werden.
Patienten können fokale Therapien vor allem dann angeboten werden, wenn der Tumor neben anderen Kriterien eng begrenzt ist und der PSA-Wert unter 10 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml) liegt. Als weitere wichtige Voraussetzung wird eine hochpräzise Krebsdiagnostik gefordert, wie sie bereits seit Jahren an der Heidelberger Klinik für Prostata-Therapie genutzt wird: Hierzu wurde ein spezielles Diagnoseverfahren entwickelt, das die Möglichkeiten moderner Ultraschalltechnik mit denen einer Magnetresonanztomographie (MRT) kombiniert. „Damit wird die Zahl der notwendigen Gewebeentnahmen (Biopsien) auf das absolute Minimum reduziert, während gleichzeitig die Genauigkeit gegenüber klassischen Biopsien erhöht wird“, erklärt der Urologe Dr. Thomas Dill, der mit Dr. Martin Löhr die Heidelberg Fachklinik seit zehn Jahren leitet.
Beide Spezialisten konnten über die letzten Jahre hinweg mehr Erfahrungen sammeln als jede andere vergleichbare medizinische Einrichtung in Deutschland. Das gilt nicht nur bei der neuen Kombinationsmethode der Krebsdiagnostik, sondern auch bei den fokalen, schonenden Behandlungsmethoden.
An der Heidelberger Klinik für Prostata-Therapie behandeln sie das Prostatakarzinom entweder mit hochfokussiertem Ultraschall (HIFU) nach dem Sonablate 500-Verfahren oder mit ultrakurzen Spannungs- und Stromimpulsen. Dieses recht neue Verfahren wird auch als „Irreversible Elektroporation (IRE)“ bezeichnet, oder, nach amerikanischem Sprachgebrauch, auch als NanoKnife. Allerdings schneidet dieses elektronische Skalpell nicht, sondern nutzt den Effekt, dass Tumorzellen durch Strom- und Spannungsimpulse abgetötet werden. Im Tumor wird über dünne Elektroden das notwendige elektrische Feld erzeugt. „Das gesunde Gewebe, die Nerven und Blutgefäße erholen sich von der Behandlung rasch und erlangen wieder ihre Funktion“, erklärt Martin Löhr. Auch dieses Verfahren zählt zu den in den aktuellen Leitlinien empfohlenen fokalen Therapieverfahren.
Die Photodynamische Therapie (PDT), bei der bestimmte Photosensibilisatoren wie Chlorin E6 Trinatriumsalz, oder kurz Ce6, in den Tumorzellen angereichert werden, die dann mit monochromatischem, roten Laserlicht bestrahlt werden und so absterben, ist eine weitere innovative Behandlung, die bei Sonderfällen zum Einsatz kommt.
Alle drei Verfahren verfolgen das Prinzip einer zielgerichteten, also fokalen, Teilbehandlung des Prostatakarzinoms. Dass dieses Prinzip nun von der Deutschen Gesellschaft für Urologie in ihren Leitlinien als Therapieoption verankert wurde, sehen die beiden Fachärzte als wichtiges Signal für die gesamte Urologie und als Beweis dafür, dass man an der Heidelberger Spezialklinik schon frühzeitig die Zeichen der Zeit erkannt hat. Über die Jahre hinweg konnten Dill und Löhr bei Hunderten von Patienten mit HIFU- und IRE-Verfahren ihre Expertise unter Beweis stellen. „Wir haben hier in Heidelberg deutschlandweit die höchsten Fallzahlen“, meint Urologe Dill.
„Schonende Therapie und exakte, schonende Diagnostik gehen bei uns Hand in Hand“, so die beiden Spezialisten übereinstimmend. Die Behandlung kann sich dann auf die Areale beschränken, in denen Tumorzellen nachgewiesen wurden. Tumorfreie Areale können ausgespart bleiben, sodass meist alle Funktionen der Prostata erhalten bleiben.
Autor: Martin Boeckh, Wissenschaftsjournalist, Gaiberg
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