Mehr als die Hälfte aller Menschen, die an Schizophrenie leiden, erleben akustische Halluzinationen. Meist beschimpfen dabei innere Stimmen die Betroffenen, drohen ihnen oder werten sie ab. Meist lindern Medikamente die Symptome. Jeder Vierte vernimmt allerdings weiterhin Stimmen. Neben Medikamenten kann Kognitive Verhaltenstherapie für Psychosen bei Schizophrenie helfen. Allerdings ist die Therapie zeitaufwändig und hat zuweilen einen beschränkten Effekt gegen die Stimmen. Eine neue Therapieform gibt mithilfe einer Computersimulation, einem Avatar, den akustischen Halluzinationen ein Gesicht und kann die Stimmen zum Schweigen bringen.
Die Therapie wurde am King’s College in London entwickelt. Sie basiert auf einem digitalen Avatar, der so aussieht und spricht, wie der Betroffene sich seine böse Stimme vorstellt. Der Patient hat ihn zuvor selbst mit einer Computersoftware designt und tritt während der Therapiesitzung mit ihm in Kontakt. Zusammen mit der herkömmlichen Therapie kann das die Symptome der Schizophrenie lindern – besagt eine Studie vom King’s College London. Insgesamt nahmen 150 Personen teil, die seit etwa 20 Jahren an Schizophrenie litten. 75 Betroffene erhielten die Therapie mit dem Avatar, die anderen 75 eine Form der Gesprächstherapie, die extra für diese Studie erstellt wurde. Alle Teilnehmer nahmen weiterhin ihre antipsychotischen Medikamente.
Nach zwölf Wochen wurden die Symptome der Avatar-Therapiegruppe als leichter eingestuft, als die der Gesprächsgruppe. Personen der Avatar-Therapie empfanden ihre Halluzinationen weniger stark und belastend. Noch ist jedoch unklar, ob die Avatar-Therapie im Behandlungsalltag durchgeführt werden kann, da die Studie in einem spezialisierten Zentrum von sehr erfahrenen Therapeuten durchgeführt wurde. Zudem sind weitere Forschungen hinsichtlich der Effektivität in anderen Gesundheitsbereichen nötig.