Die europäische Arzneimittelbehörde EMA hat eine wichtige Empfehlung ausgesprochen: Lecanemab, ein Antikörper zur Behandlung von Alzheimer, soll zugelassen werden. Dieses Medikament kann den Verlauf der Krankheit verlangsamen und Betroffenen im frühen Stadium bis zu sechs Monate bei guter Lebensqualität schenken.
Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) begrüßt diese Entscheidung und betont die Bedeutung dieser Fortschritte für Menschen mit Alzheimer. „Für viele Betroffene ist diese Therapie eine große Chance, denn sie gewinnen wertvolle Zeit, in der die Lebensqualität noch hoch ist“, erklärt Prof. Peter Berlit, Generalsekretär der DGN. Studien zeigen, dass Lecanemab den kognitiven und funktionellen Verfall um bis zu 30 Prozent verlangsamen kann – ein Hoffnungsschimmer für Betroffene und ihre Familien.
Strukturelle Veränderungen notwendig
Damit die Therapie ihre volle Wirkung entfalten kann, mahnt die DGN jedoch an, dass grundlegende Anpassungen im Gesundheitssystem erforderlich sind:
- Frühdiagnostik ausbauen: Lecanemab wirkt nur in frühen Stadien der Krankheit. Daher müssen Betroffene rechtzeitig eine gesicherte Diagnose erhalten. Dies erfordert einen besseren Zugang zu speziellen Untersuchungen wie der Analyse von Nervenwasser oder der Amyloid-PET-Bildgebung.
- Mehr fachärztliche Kapazitäten: Um die Therapie flächendeckend anbieten zu können, braucht es mehr spezialisierte Einrichtungen, die Infusionen verabreichen und überwachen können. Dazu gehören auch spezielle MRT-Untersuchungen und begleitende Therapien wie Kognitionstraining.
- Öffentlichkeitsarbeit verstärken: Menschen sollten für erste Anzeichen von Alzheimer sensibilisiert werden, damit sie frühzeitig handeln können. Auch Hausärztinnen und Hausärzte müssen über neue Diagnose- und Therapiemöglichkeiten besser informiert werden.
Perspektive für die Zukunft
Auch wenn Lecanemab Alzheimer nicht heilen kann, stellt es einen bedeutenden Fortschritt dar. Es gibt Betroffenen die Chance auf ein halbes Jahr mehr Lebensqualität, eine Zeitspanne, die Hoffnung und Würde schenkt. Experten wie Prof. Berlit hoffen zudem, dass längere Behandlungszeiträume künftig noch größere Fortschritte ermöglichen könnten.
Die Empfehlung der EMA ist ein wichtiger Schritt nach vorne, aber sie ist auch ein Weckruf: Nur mit den nötigen strukturellen Anpassungen können alle Betroffenen von dieser Therapie profitieren.